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15. Dezember das Weihnachtskonzert von The T.C.H.I.K. im Speicher in Husum

Eine Weihnachtstour also…. Geile Leute- Weihnachtsfreude ist das Motto unter dem die The toten Crackhuren im Kofferraum zur Zeit unterwegs sind. Wer auf Grund des Bandnamen, dessen T-Shirttauglichkeit nur unter Einschränkungen funktioniert, auf Funpunk oder gar Ruhrpottassigepolter hofft, dürfte enttäuscht werden. Zwar wird von der Bühne reichlich gepoltert, geschimpft und ausgeteilt, bisweilen fielen auch der ein oder andere Begriff mit Nähe zur Fäkalsprache, aber für Freunde der niveaulosen Abendunterhaltung (Fickenfußballsaufenoi) war der Abend dann wohl doch eine Enttäuschung. Musikalisch irgendwie im Punk verwurzelt aber eben doch ganz anders… Elektropunk mit K-Pop-Attitüde?

Die Wut der Band, ist immer zielgerichtet, und das Ziel ist klar: Seit 16 Jahren ist die Kapelle mit drei bis vier Frauen im Bildvordergrund unterwegs und hat ihre Standpunkte hinsichtlich Feminismus und toxischer Männlichkeit in dieser Zeit bestimmt an eigenen Erfahrungen und Beobachtungen herausgearbeitet.

Der Typ mit der Stars&Stripes-Pudelmütze, Oberlippenbart und Eisenpimmelshirt verstand es evtl. trotzdem nicht, warum er von Seiten der Bühne gelegentlich Benimm-Nachhilfe bekam. Überhaupt: Im Speicher, sowieso ein wundervoller Konzertort, hingen Awareness-Hinweise, gleich zu Beginn sorgte die Band dafür, dass eher kleinere Menschen ihren Platz vor der Bühne fanden und Texte in denen es darum ging mit Hilfe des eigenen, von Außen als überproportioniert bewerteten, Gesäßes das Patrichat zu zerquetschen, ließen keinen Zweifel am Auftrag der Band. Mackertum und Blutpogo wurden mehrfach geächtet. Das Männer trotzdem nicht per se scheiße sind wurde zum Glück deutlich gemacht. Immerhin hatten alle Sängerinnen sich auf Casper als Vater ihres potentiellen Nachwuchses geeinigt. Dieses solidarische Konzept wurde allerdings von Sängerin Ilay unterlaufen, sodass der Kindsvater zur Strafe den Merch bedient und sich – vermutlich allabendlich – von der Band für diesen Eingriff in das Sozialgefüge der Crackhuren beschimpfen lassen muss.

Ich kannte die Band bisher nur von Konserve und war ein wenig gespannt. Soviel gleich: Alle Erwartungen wurden übertroffen. Und obwohl ich kaum welche der neuen Stücke kannte, gab es keine B-Seiten. Alles war tanz- oder zumindest mitwippbar. Viele Stücke standen von dem neuen großartigen Album „Gefühle“. …und darum ging es auch oft. Die Ansagen der Songs, meist durch Sängerin Luise waren oft persönlich und zeugten von eigener Betroffenheit. Themen wie Alkoholprobleme oder Depression sind keine leichte Kost – und verlangen dem Publikum ein gewisses Maß an Sensibilität ab (…nicht immer sofort vorhanden), aber der Band gelang der Spagat zwischen Gehalt und Glitzer recht gut.

Es gab Glitzerflügel, welche allerdings nach einem Bekenntnis zum Schlampentum abgelegt wurden, Tüllkleidchen mit noch mehr Glitzer und weiße Kunststofftannenbäume (mit Glitzer) auf der Bühne. Die Band hielt sich eher dezent im Hintergrund, während die Sängerinnen das Publikum dirigierten, bisweilen in die Choreographien einbezogen und nebenbei das Patrachiat zermalmten, Gentrifizierung anprangerten oder das Jobcenter wenig lobend erwähnten. Und wie es sich zu Weihnachten gehört, gab es Geschenke und George Michael durfte sich auch an diesem Abend ein paar Tantiem einstreichen. Danke! War großartig.